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Was sind Leihmutterschaften?
Wie der Name sagt, handelt es sich bei einer Leihmutter, um eine Frau, die einem fremden Paar ihre Gebärmutter für das Austragen eines Embryos zu Verfügung stellt. Die fremden Eizellen werden in ihrer Gebärmutter eingepflanzt und von ihr ausgetragen. In der Regel hat sie selbst keinen genetischen Anteil am Embryo – es handelt sich also nicht um ihre eigenen Eizellen. Es ist jedoch auch möglich, dass ihre eigenen Eizellen mit dem Sperma eines fremden Mannes befruchtet werden. Die Leihmutter ist dann die genetische Mutter, sie gibt ihr biologisches Kind jedoch danach an den leiblichen Vater und dessen Frau ab. Sie werden das Kind großziehen.
Warum gibt es Leihmütter?
Ungewollte Kinderlosigkeit ist in unserer alternden Gesellschaft ein steigendes Problem. Viele Frauen entscheiden sich erst dann für ein Kind, wenn sie eigentlich schon aus dem perfekten biologischen Alter raus sind. Dass führt nicht nur zu Problemen mit der Qualität der Eizellen. Generell kommt es auch häufiger zu Fehlgeburten, sodass sich einige Paare dafür entscheiden, ihren Embryo durch eine jüngere Leihmutter austragen zu lassen. Vor allem für Menschen, die sich unbedingt ein genetisches Kind wünschen, ist diese Option hilfreich. Im Gegensatz zur Adoption, wo es häufig schwierig für Eltern ist, ihr Kind, als das anzuerkennen, was es ist und nicht ständig ihr Scheitern in der eigenen Reproduktionsfähigkeit darin zu sehen.
Eine weitere Zielgruppe, die häufig auf Leihmütter zurückgreift sind männliche homosexuelle Paare. Ob sie Freunde fragen oder ins Ausland gehen, für Paare, die in dieser Konstellation leben, wäre es ohne eine Leihmutter kaum möglich zu ihrem Wunschkind zu kommen, denn auch Adoptionen werden ungern an rein männliche Elternpaare vergeben.
Auch für Alleinstehende kann die Option der Leihmutterschaft eine tolle Perspektive sein. Ganz besonders für alleinstehende Männer. Sie haben ohne einen Partner nur selten die Chance ein Familie zu gründen. Ihnen bleiben nur Konstellationen der geteilten Elternschaft mit Freunden oder anderen Singles mit Familienwunsch oder die Leihmutterschaft. Die Option hat für viele Single, die ungewolt familienlos sind, zudem den Vorteil, dass es altersunabhängiger ist. Denn viele Singles warten zunächst lange darauf, doch den oder die richtige Partnerin zu finden bevor sie alleine eine Familie gründen.Was für Arten von Leihmutterschaften gibt es?
Die wichtigste Unterscheidung bei der Leihmutterschaft ist sicher zwischen der kommerziellen und der altruistischen Form. Einige Frauen stellen beispielsweise Bekannten oder Familienangehörigen freiwillig ihre Gebärmutter zur Verfügung, weil sie den Leidensdruck und die Geschichte von ungewollt Kinderlosen kennen. Sie bekommen keine finanzielle Entschädigung dafür. Erlaubt ist dies in einigen Ländern, allerdings unter häufig strengen Vorschriften. So etwa Australien, dass jedoch vorschreibt, dass die Leihmutter über 25 ist und bereits eine Schwangerschaft erlebt hat. Die Wunscheltern müssen zudem einen eindeutigen Unfruchtbarkeitsnachweis erbringen. So soll sichergestellt werden, dass Frauen in prekären Verhältnissen nicht für Leihmutterschaft missbraucht werden. Auch in Dänemark und Irland ist eine altruistische Leihmutterschaft erlaubt. Damit die Wunscheltern jedoch auch als Eltern angesehen werden, müssen sie ihr Kind, auch wenn es das leiblich Kinder beider Elternteile ist, zunächst adoptieren. Griechenland dagegen versucht die Suche nach Leihmüttern durch Ausländer zu unterbinden und das Verhältnis zwischen Wunscheltern und Leihmutter zu verbessern, indem es vorschreibt, dass die Wunscheltern einen Wohnsitz in Griechenland benötigen. Auch politische Gesinnungen spiegeln sich in den Möglichkeiten zur Leihmutterschaft. So dürfen in Israel nur heterosexuelle Paare Leihmutterschaften ersuchen.
Sehr häufig, gerade in den ärmeren Ländern der Welt, gibt es jedoch auch Frauen, die aufgrund ihrer finanziellen Situation, ihre Gebärmutter verleihen oder vermieten, wie in diesem Fall eigentlich der passendere Ausdruck wäre. Länder, die eine kommerzielle Leihmutterschaft nicht verbieten, sind zum Beispiel Georgien, Indien, Mexiko, hier ist es aber nur für heterosexuelle Paare mit mexikanischer Staatsbürgerschaft erlaubt, Russland, Südafrika, die Ukraine sowie einige Staaten der USA.Kosten? wofür fallen sie an?
In einigen Ländern und vor allem in gewissen Staaten der USA, wo auch die kommerziellen Leihmutterschaften erlaubt ist, wird daraus ein regelrechtes Geschäft gemacht. Agenturen vermitteln gegen horrende Honorare Leihmütter und Wunscheltern aneinander und organisieren die Formalien. In den USA ist die Leihmutterschaft teilweise so leicht möglich, dass reiche und bekannte Leute lieber eine Leihmutter ihr Kind austragen lassen, als es selbst zu tun.
Generell variieren die Kosten je nach Land der Ausführung und Intensität des Kontakts mit der Leihmutter. Mindestens 20.000 Euro muss man bei der vertraglichen Variante aber schon erwarten. Und generell gilt, je billiger, desto schlechter die Rahmenbedingungen.Leihmutterschaften in Deutschland
Deutschland hat besonders strenge Gesetze zur Leihmutterschaft- Beide Arten, sowohl kommerziell als auch altruistisch sind in Deutschland verboten. Denn Deutschland hat strenge ethische Richtlinien und ist immer noch stark vom Einfluss kirchlicher Organisationen geprägt.
Das Embryonenschutzgesetz legt fest, dass zwar weder Leihmutter noch Wunscheltern für ihre Handlungen bestraft werden können, jedoch der behandelnde Arzt. Ihm drohen bis zu drei Jahre Freiheitsentzug. Auch die Vermittlung von Leihmüttern ist in Deutschland untersagt.
Relevanter ist aufgrund dieser Verbotslage in Deutschland daher die Anerkennung der Elternschaft bei im Ausland ausgetragener Leihmutterschaft. In Deutschland ist immer die Frau, die ein Kind ausgetragen und zur Welt gebracht hat als rechtmäßige Mutter anzusehen, sodass Eltern, die mit ihrem durch eine Leihmutter im Ausland ausgetragenen Kind nach Deutschland einreisen wollen, häufig Probleme bekommen. Obwohl sie biologische Eltern des Kindes sind, überträgt sich ihre Staatsbürgerschaft nicht automatisch auch auf ihr Kind. Die deutsche Rechtssprechung muss nämlich in diesen Fällen konfligierende Gesetze miteinander in Einklang bringen. Einerseits ist die Leihmutterschaft in Deutschland verboten und die Anerkennung ausländischer Urteile, sollte Leihmuuterschaften von deutschen Paaren im Ausland nicht noch ermutigen, andererseits steht das Kindeswohl im Vordergrund, dass in der Regel dann gewährleistet ist, wenn die Kinder bei ihren leiblichen, wenn auch nicht rechtmäßigen, Eltern bleiben können. das bedeutet viel Stress für die jungen Familien und manchmal weitere Kosten für die Bezahlung eines Anwalts.
2017 setzte sich die FDP für nicht kommerzielle Leihmutterschaften in Deutschland ein; bisher jedoch ohne Erfolg. Auch verschiedene Verbände, insbesondere aus der homosexuellen Community, setzen sich dafür ein.Ethische Betrachtung
Zu guter Letzt stellt sich natürlich die Frage nach den psychischen Folgen. Eine Schwangerschaft ist eine sehr intensive Zeit und viele Hormone fördern die Bindung zwischen der Schwangeren und ihrem Embryo, sodass die Leihmutter nach der Geburt in eine Krise stürzen kann, weil sie ihr Kind vermisst. Auch für die Wunscheltern und das Kind ist die Auseinandersetzung mit der Konstellation schwierig. So fehlt das gemeinsame Geburtserlebnis; auch prägen vorgeburtliche Ereignisse die Identität des Kindes, sodass es vielleicht die Leihmutter irgendwann kennenlernen möchte.
Dennoch gilt es zu beachten, dass zumindest in Deutschalnd Leihmutterschaften niemals leichtfertig als Option herangezogen wird und oft für Paare die einzige Option zur Gründung einer Familie bietet. Dass Deutschland Paare zwingt ins Ausland abzuwandern, lässt dabei problematische Leihmutter – Wunscheltern Verhältnisse. Zudem bedeutet die unsichere Lage bezüglich der Staatsbügerschaft für das Kind weitere Unsicherheit für die jungen Familien.Tipp: Onlinekurs „Kinderwunschrecht“
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Weiterführende Quellen: