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Zweifellos war die künstliche Befruchtung für viele Familien ein wahrer Segen. Wenn ein Paar nicht anders an Nachwuchs kommen kann, bietet die moderne Reproduktionsmedizin eine Chance, das zu ändern. Dieser medizinische Eingriff in naturgegebene Prozesse kostet jedoch nicht nur einen Preis in Form von Geld. Er stellt die Eltern künstlich befruchteter Kinder auch vor Herausforderungen, von denen sie bei der Geburt ihres Kindes noch nichts wissen können.
Mehrere Studien weisen nach, dass es bei einem Teil der Neugeborenen Unterschiede zwischen normal gezeugten Kindern und solchen geben kann, die per In-vitro-Fertilisation als IVF-Kinder gezeugt wurden. Das gilt auch für Kinder, die durch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion als ICSI Kinder auf die Welt kamen. Vorab kann festgestellt werden: Der Großteil der so gezeugten Kinder, die volle neun Monate im Bauch der Mutter heranreifen konnten, wurde ohne irgendwelche Folgeschäden oder sonstigen Besonderheiten geboren. Dabei gilt: Je jünger die Mutter bei der künstlichen Befruchtung war, desto größer ist die Chance auf ein gesundes Kind.
Bei Spätgebärenden, die jahrelang vergebens versucht hatten, auf natürlichem Wege ein Kind zu bekommen, steigt das Risiko von Besonderheiten oder Spätschäden beim Kind. Und es gibt auch noch andere Risiken.
Wodurch unterscheiden sich künstliche befruchtete Kinder?
Berichte bestätigen, dass ICSI Kinder häufiger durch Entwicklungsstörungen oder psychische Störungen aufgefallen sind. IVF Kinder erkranken anscheinend öfter als andere an Hypertonie. Mit der In-vitro-Befruchtung wurden in Deutschland mittlerweile etwa eine Viertelmillion Kinder gezeugt. Weltweit sind es etwa acht Millionen. Die Mediziner halten es heute für vollkommen normal, in naturgegebene Prozesse einzugreifen und andere Ergebnisse zu erzeugen. Ob das aber immer angemessen ist, bleibt zu fragen.
Die Zahl der Kinder, die als künstliche befruchtete Kinder zur Welt kamen, ist inzwischen groß genug, um Schlüsse über ihre weitere Entwicklung zu ziehen. Künstliche befruchtete Kinder entstehen entweder durch eine In-vitro-Fertilisation, oder durch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion. Eine dieser beiden Methoden ist bei etwa zwei bis fünf Prozent der Gesamtheit aller Neugeborenen angewendet worden. Diese Eingriffe haben nicht nur das Leben kinderloser Paare verändert. Sie können auch das Leben der Kinder selbst beeinflussen. Das erste künstlich befruchtete Kind hieß Louise Brown, mittlerweile 40 Jahre alt. Der Erfinder der In-vitro-Befruchtung erhielt später den Nobelpreis für Medizin. Doch aus heutiger Sicht ist die als sicher angesehene Befruchtungsmethode nicht gänzlich ohne Risiken.
Gefäßschäden und Bluthochdruck sind möglich
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Das Ergebnis einer Schweizer Studie sät Zweifel daran, dass die so erzeugten Kinder tatsächlich keinen Unterschied zu Kindern aufweisen, die normal gezeugt wurden. Bei IVF Kindern stellen die Mediziner oft schon früh Gefäßschäden fest. Die Gefäße scheinen früher zu altern. Sie sind unflexibler als gewöhnlich. Auch der Blutdruck ist etwas höher als bei einer Vergleichsgruppe. Einige der In-vitro-Kinder hatten bereits Bluthochdruck. Auch wenn diese Kinder auf den ersten Blick ganz normal wirken, haben sie doch im Vergleich ein überdurchschnittlich höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben. Sind diese Daten stimmig, ist das Risiko etwa sechsmal höher ist als bei normalen Kindern.
Ein Manko der Schweizer Studie ist allerdings, dass sie zu wenige Probanden hatte. Dennoch belegen auch andere Studien, dass viele künstliche befruchtete Kinder mit höheren Risiken behaftet auf die Welt kommen.
Welche Risiken sind bei künstlicher Befruchtung erhöht?
Es beginnt dabei, dass bei künstlicher Befruchtung mit begleitender Hormonbehandlung oft Mehrlingsschwangerschaften entstehen. Diese sind für die Mutter und die Neugeborenen potenziell gefährlicher. Während die werdenden Eltern darüber aufgeklärt werden, werden sie eher selten über die erhöhten Risiken von Missbildungen aufgeklärt.
Studienergebnisse legen jedoch nahe, dass bei den Neugeborenen häufiger Herzfehler oder Missbildungen an den Gliedmaßen festzustellen sind, als gewöhnlich. Auch Tierstudien bestätigen das. IVF-Kinder haben durchschnittlich häufiger Diabetes oder Bluthochdruck. Beide verschlimmern sich nach Jahren – und oft frühzeitiger als bei anderen Neugeborenen. Was bisher unbekannt ist, sind die Gründe für diese erhöhten Risiken. Noch können die Mediziner auch das Ausmaß der Risikoerhöhung nicht abschätzen. Möglich ist jedoch, dass die Spermien und die Eier gerade in ihrem empfindlichsten Stadium manipuliert werden, und dabei winzige Schäden erhalten.
Gefahren durch das Nährmedium?
Auch das Nährmedium, in dem die befruchteten Eizellen gelagert werden, um sich teilen zu können, wird derzeit näher untersucht. Hier wurden bereits einige Veränderungen vorgenommen. Statt Salzlösungen sind heutzzutage Nährlösungen aus verschiedenen Zutaten in Verwendung. Problematisch ist, dass diese Nährlösungen von Unternehmen hergestellt werden, die deren komplette Zutaten nicht offenlegen. Dass solche Nährlösungen zu unerwünschten Einflüssen auf das befruchtete Ei führen, darf angenommen werden. Forscher vermuten dadurch ausgelöste epigenetische Einflüsse. Diese fallen deutlich dynamischer aus, als genetische Einflüsse. Sie machen sich zum Beispiel nicht erst einige Generationen später bemerkbar. Der Hinweis, dass solche Einflüsse eine hohe Bedeutung für die spätere Entwicklung künstlich befruchteter Kinder haben können, wird durch genetisch geprägte Krankheits-Syndrome gegeben.
Beckmann-Wiedemann-Syndrom als Folge
Kinder, die durch künstliche Befruchtung entstehen, haben überdurchschnittlich oft das Beckwith-Wiedemann-Syndrom. Dieses geht mit zu schneller Heranreifung, einer vergrößerten Zunge, der Neigung zu Herzproblemen und dem erhöhten Risiko für bestimmte Krebsarten einher. Im Vergleich erkrankt normalerweise eins von 14.000 Kindern am Beckwith-Wiedemann-Syndrom. Bei IVF- oder ICSI Kindern erkrankt jedoch eins von 3.000.
Weitere Studien sind dringlich notwendig
Die Fachleute gehen davon aus, dass die bisherigen Erkenntnisse lediglich die Spitze des Eisbergs abbilden. Die Schweizer Studie belegt zumindest, dass weitere Forschungen dringlich nötig sind. Australische Mediziner gehen davon aus, dass der einseitige Blick auf unkompliziert verlaufene Schwangerschaften den Blick für die wahre Problematik verschleiert hat. Die Komplikationsrate ist wahrscheinlich wesentlich höher als bisher angenommen.
Erwiesen ist, dass künstlich geschwängerte Frauen öfter an Schwangerschaftsdiabetes und Bluthochdruck leiden. Es kommt außerdem häufiger zu Frühgeburten. Zusätzlich ist bereits bekannt, dass ältere Mütter durch eine künstliche Befruchtung öfter mit Konsequenzen zu rechnen haben. Genaue Daten gibt es bisher nicht, da beeinflussende Faktoren wie Alter der Mutter oder mütterliche Vorerkrankungen bisher nicht betrachtet wurden.
Ältere Paare sind gefährdeter
Fakt ist, dass viele Paare erst jahrelang versuchen, auf natürlichem Weg ein Kind zu bekommen. Daher entschließend sich oft ältere Paare zur künstlichen Befruchtung. Es gilt heute als relativ normal, mit vierzig oder fünfzig Jahren erstmals Mutter zu werden. Problematisch ist, dass diese Mütter oft Vorerkrankungen haben, die eine normale Empfängnis blockieren würden. IVF Kinder und ICSI Kinder sind also nicht immer Kinder, die die besten Chancen auf ein langes und gesundes Leben mitbekommen.
Die Risikoabwägungen für künstliche Befruchtung müssen deutlich erweitert, und durch weitere Forschungsvorhaben präzisiert werden. Nicht nur müssen die Fertilisationsverfahren verbessert werden. Auch die Risikofaktoren sollten zukünftig mehr Beachtung erfahren.
Gibt es auch positive Unterschiede zu vermelden?
Bisher gibt es zu wenige Erfahrungen und Langzeitstudien, die die Entwicklung künstlich befruchteter Kinder über Jahre verfolgen. Die Reproduktionsmediziner der Zukunft stehen vor neuen Herausforderungen.
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Immerhin gibt es jedoch einen positiven Effekt der Laborzeugung durch die intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) zu vermelden. Belgische Mediziner berichteten auf einer Tagung zum Thema Reproduktionsmedizin, dass mit dieser Methode künstliche befruchtete Kinder durchschnittlich einen etwas höheren Intelligenzquotienten hatten. Bei dieser Methode injizieren die Mediziner Spermien in eine Eizelle. Das stellt einen erheblichen Eingriff gegenüber der natürlichen Verschmelzung von Spermien und Eizellen im Reagenzglas dar. Vorherige Erkenntnisse über leichte Entwicklungsverzögerungen bei solchen Kindern haben sich anscheinend im weiteren Studien-Verlauf nicht bestätigt.
Zweifel an einigen Interpretationen sind angebracht
Möglicherweise hat die höhere Intelligenz solcher Kinder aber gar nichts mit der Zeugungsmethode zu tun, sondern sie ist auf eine überdurchschnittliche Förderung der Kinder durch ihre überglücklichen Eltern zurückzuführen. Auch dies wäre Beleg, dass es den meisten bisher vorgenommenen Studien an einem erweiterten Blick auf sämtliche Einfluss nehmenden Faktoren fehlt. Daher sind alle bisher vorliegenden Forschungsergebnisse vorläufig, und mit der gebotenen Vorsicht zu betrachten. Viele Schlüsse sind voreilig gezogen worden. Die Probandengruppen waren zu klein – und auch wenn eine Studie sehr akkurat gewesen ist, fehlen ihr meist wichtige Aspekte. Zudem weigerten sich viele angefragte Eltern so gezeugter Kinder, an solchen Studien teilzunehmen.
Weitere Studien sind wünschenswert, aber…
Es ist verständlich, dass künstlich befruchtete Mütter ihre IVF Kinder so normal wie möglich aufwachsen sehen möchten. Ein solches Kind ein Leben lang immer wieder in Forschungen zu bestimmten Aspekten einzubinden, stellt eine außergewöhnliche Belastung der Familie und der künstlich befruchteten Kinder dar. Da es weltweit acht Millionen ICSI Kinder gibt, wird es auch so eine genügend hohe Probandenzahl geben, die willens ist, sich über Jahre beobachten zu lassen.
Die Zukunft wird weitere Erkenntnisse bringen
Ob tatsächlich eine hohe Zahl der heute lebenden und demnächst geborenen ICSI Kinder einen gesundheitlichen Nachteil erleiden, wird sich erst im Verlauf der nächsten 50 bis 100 Jahre feststellen lassen. Fest steht aber schon jetzt, dass menschliche Eingriffe in natürliche Prozesse nicht so risikolos sind, wie bisher angenommen wurde.
In-vitro-Befruchtungen stellen auf der einen Seite ein medizinisches Wunder dar. Auf der anderen Seite überschreiten sie aber auch naturgegebene Grenzen. Das beinhaltet eine hohe Verantwortung. Denn falls es dynamische epigenetische Prozesse gibt, die von dem künstlich gezeugten Kind ausgehen, wird sich ein dadurch entstandener Defekt wahrscheinlich über Generationen weitervererben. Das nimmt dann einen Einfluss auf den gesamten genetischen Pool – mit Folgen für die menschliche Evolution, die unabsehbar sind.
Ärzte, die häufig mit IVF- oder ICSI Kindern zu tun haben, bemerken an diesen jedenfalls so viele Auffälligkeiten, dass sie vor einem leichtfertigen Umgang mit künstlicher Zeugung warnen. Kinderwunsch-Kliniken sind Geschäftsbetriebe. Diese tun nicht nur eine segensreiche Arbeit. Sie streben auch nach Gewinnmaximierung und sind daher bestrebt, für Ihre Methoden und Erfolge zu werben. Entsprechend fällt auch die Aufklärung der zukünftigen Eltern einseitig aus, selbst wenn sie umfassend und angemessen realistisch wirkt.
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Fakt ist:
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Weiterführende Quellen:
- www.zeit.de/wissen/gesundheit/2018-09/kuenstliche-befruchtung-zeugung-kinderwunsch-fortpflanzung-kinder-gesundheit
- www.welt.de/print-welt/article678197/Kuenstlich-gezeugte-Kinder-sind-ein-bisschen-intelligenter.html
- www.zentrum-der-gesundheit.de/kuenstliche-befruchtung-risiko-ia.html
- www.nzz.ch/wissenschaft/kuenstlich-gezeugte-kinder-koennten-haeufiger-an-bluthochdruck-leiden-ld.1416980
- www.aerzteblatt.de/nachrichten/97602/IVF-Kinder-erkranken-haeufiger-an-Hypertonie